UMBAU / SANIERUNG / NEUBAU – ehemalige Wetterdienstschule in Neustadt an der Weinstraße
Bauherr / Auftraggeber:

Hierzu eine Anekdote aus den städtischen Geschichtsbüchern:

Die damalige Villa Mathilde war nach dem deutsch-französischen Krieg 1880 als erstes Wohngebäude auf dem Karlsberggelände gebaut worden. Sie befand sich im Besitz eines steinreichen Deutsch-Amerikaners namens Herrn Georg Schiffer. Dieser war, wenn man so will, der dortige Platzhirsch, allerdings nur bis zu dem Tag, als Herr August Schmahl, ein Oberamtsrichter aus Edenkoben, das Grundstück unterhalb der Villa im Jahre 1883 bebauen ließ, um sich wegen der schönen Aussicht dort niederzulassen. Herr Schiffer indessen versuchte dies mit allen Regeln der Kunst zu verhindern. In Folge dessen kam es dazu, dass er die im Neustadter Redensart bekannte „Halskrause”, eine dreiseitige Umbauung der Villa des Herrn Schmahl, in die Tat umsetzte, durchaus in der Absicht, dem unwillkommenen Nachbarn die Aussicht zu vergällen.
Zur Gesetzeslage ist hinzuzufügen, dass das damalige Nachbarschaftsrecht noch aus dem Code Napoleons stammte. Es ließ eine derartige Grenzbebauung zu. 

Doch selbst die „Halskrause“ hatte besagtem Herrn Schiffer keine Ruhe geschenkt, so dass er noch eins draufsetzte und zusätzlich für eine stimmungsvolle Geräuschkulisse sorgte, indem er die hufeisenförmige Umbauung kurzerhand an die Fassschmiede mietfrei „vermietete“. Fortan sollten Hammerschläge den Nerv seines “geliebten Nachbarn“ reizen. 

Sein Nachbar, obwohl ein Jurist, hatte trotz all seiner Bemühungen weder die „Halskrause” noch die Hammerschläge verhindern können. 

Doch wer annehmen sollte, dass Herr Schiffer damit zufrieden gewesen wäre, der irrt. Zu groß war der Ärger auf seinen Nachbarn, der trotz allem noch immer eine Aussicht in die Rheinebene hatte, wenn auch wesentlich kleiner als zuvor. 

Schließlich kam ihm die Idee, das gegenüberliegende Grundstück zu kaufen, welches direkt an das des Herrn Schmahl angrenzte. Dort wollte er eine Scheune bauen, deren Höhe die Firstlinie seines Gegenübers nicht wesentlich unterschreiten sollte, um so der Villa Schmahl auch noch nach Süden hin die Sicht zu nehmen.
Diesmal allerdings stieß er mit seinem Vorhaben an die Grenze des Machbaren, denn der Grundstücksinhaber Herr Cullmann verkaufte sein Grundstück nicht. 

Und wie Sie sich schon denken können, hat die Geschichte kein gutes Ende genommen. Sie hat gleich einer Synallagma aus zwei Herren feindliche Krieger gemacht, deren Streitigkeiten sich über viele Jahre in justiziables Gedankengut transformierte. 


Für die Juristen unter Ihnen füge ich noch hinzu, dass das deutsche Nachbarschaftsrecht aufgrund der Waffengänge dieser beiden Herren umgeschrieben wurde. Später wurden die beiden Villen von den jeweiligen Witwen verkauft.


1945 erfolgte eine Besetzung durch französische Streitkräfte.
1958 erwarb die Wetterdienstschule den Gebäudekomplex (Lehrbetrieb bis 1988).
1994 erfolgte eine Umnutzung, Sanierung in exklusive Wohnungen sowie eines Neubaus, mit einer Aufteilung nach WEG in 6/3 exklusive Eigentumswohnungen.

UMBAU – Balkon in Weinheim